18. Juli (5. Juli nach Altem Stil) - Hl. Neumärtyrerin und Großfürstin Elisabeth
Am Mittwoch, d. 17.07.2024 17:00 Nachtwache (Vigil) und Donnerstag, d. 18.07.2024 7:00 Göttliche Liturgie
Gottesdienste sind ausschliesslich im Frauenkloster (Buchendorf) - Patronatsfest
DIE RELIQUIEN der Heiligen Neumärtyrerinnen Großfürstin Elisabeth und Novizin Barbara wurden bekanntlich aus Sibirien über Peking ins Heilige Land nach Gethsemane gebracht (1921). Nach der Verherrlichung der hll. Neumärtyrer und Bekenner Russlands wurden sie aus der Krypta in die Kirche der hl. apostelgl. Maria Magdalena in Gethsemane übertragen. Teile der hll. Reliquien erhielt die Deutsche Diözese im Jahr 1982. Sie werden sowohl im Frauenkloster zu Buchendorf als auch in der Kathedralkirche verehrt.
Prinzessin Elisabeth Alexandra Luise Alice von Hessen-Darmstadt und bei Rhein, die ältere Schwester von der letzten Kaiserin von Russland Alexandra Fjodorowna, Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna Romanowa
„Die äußeren Zeichen sind ja nur dazu da, uns an die inneren Dinge zu erinnern“
Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna war eine deutsche Prinzessin und Enkelin von Königin Victoria. Sie war die ältere Schwester der letzten russischen Zarin Alexandra und durch Heirat mit Großfürst Sergei Alexandrowitsch auch selbst Mitglied der kaiserlichen Familie von Russland.
Am 1. November 1864 wurde in Darmstadt dem damaligen Erbprinzen Ludwig (1837-1892) von Hessen, dem späteren Großherzog Ludwig IV., ein Mädchen geboren, das in der lutherischen Taufe den Namen Elisabeth erhielt - zu Ehren der "Stammheiligen " des hessischen Hauses, Elisabeth von Thüringen. Die kleine Elisabeth oder Ella, wie man sie in der Familie allgemein nannte, war somit eine ältere Schwester der letzten russischen Kaiserin Alexandra Feodorowna. Doch ahnte wohl niemand bei der Taufe, wie sehr die kleine Ella ihrer großen Ahnfrau nacheifern würde - nicht allein im unermüdlichen Einsatz für die Armen, sondern auch in der Treue zum Glauben, die wie bei dieser durch die spätere Heiligsprechung anerkannt werden sollte.
Die enge verwandtschaftliche und noch engere geistige Beziehung nach England wurde für die Entwicklung der jungen hessischen Prinzessin von ausschlaggebender Bedeutung: Formal zwar die Tochter eines deutschen Herrscherhauses, fühlte sich Elisabeth doch zunächst mehr als Engländerin. Dieser englische Einfluss verstärkte sich noch entscheidend nach dem frühen Tod der Mutter. Königin Victoria nahm mit der ihr eigenen bestimmenden Art nun noch weit mehr als bisher Einfluss auf die Erziehung. Trotzdem entwickelte sich Elisabeth zu einer selbst-bewussten Persönlichkeit, wie sich spätestens bei der Wahl ihres Ehegatten zeigte.
Zu ihren frühen Verehrern gehörte der preußisch-deutsche Kronprinz Wilhelm, der nachmalige Kaiser Wilhelm II. Allerdings kam diese Verbindung nicht zustande. Statt dessen ehelichte Elisabeth schon als 19jährige den russischen Großfürsten Sergej Alexandrowitsch (1857-1905), einen Bruder Kaiser Alexanders III. Dabei handelte es sich um eine echte Liebesheirat, die Elisabeth auch gegen erheblichen Widerstand vor allem ihrer englischen Verwandtschaft durchsetzte. Da sie zu diesem Zeitpunkt noch lutherische Christin war und dies vorerst auch blieb, wurde die Trauung sowohl nach orthodoxem wie anschließend nach evangelischem Ritus vollzogen.
Den entscheidenden Anstoß zu ihrer endgültigen Zuwendung zur Orthodoxie gab vier Jahre nach der Hochzeit eine Pilgerfahrt, die sie mit ihrem Mann aus Anlass der Einweihung der russischen Kirche der Hlg. Maria Magdalena auf dem Ölberg in Jerusalem unternahm. Sergej Alexandrowitsch war Vorsitzender der Russischen Palästina-Gesellschaft. Besonders tief waren die Impressionen in Jerusalem, von wo aus sie ihrem Bruder nach Darmstadt schrieb: »Du kannst dir nicht vorstellen, welch tiefen Eindruck es macht, wenn man in das Heilige Grab eintritt und wie erfreulich es ist, all diese Orte sehen zu können, wo unser Herr wandelte und lebte.« So verstärkte die Teilnahme an zahlreichen orthodoxen Gottesdiensten im Heiligen Land bei der Großfürstin die innere Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Glaubensverständnis.
Diese Reise wurde zum endgültigen Anstoß, dass Elisabeth bzw. Jelisaweta Feodorowna, wie sie jetzt als Großfürstin von Russland hieß, einen Schritt tat, den sie schon lange erwogen hatte. Am Lazarus-Samstag im April 1891 fand in aller Stille die Aufnahme der Großfürstin in die orthodoxe Kirche statt. Dabei behielt sie ihren Taufnamen Elisabeth bei, er hielt allerdings eine neue Schutzpatronin, nämlich Elisabeth, die Mutter des Vorläufers und Täufers Johannes. Elisaweta Feodorowna verstand ihre Konversion als Vervollkommnung ihres Glaubens. Sie wusste aber sehr wohl um das Gute, das sie in ihrer Jugend im deutschen Luthertum und in der Kirche von England erfahren hatte.
Sie selbst begründet dies in Briefen an ihren Bruder Ernst Ludwig so: "Ich tue es mit so brennendem Glauben, da ich fühle, dass ich eine bessere Christin werden kann und einen Schritt auf Gott hin tue. (...) Es sind nicht die Äußerlichkeiten, die mich angezogen haben. (...) Ich tue dies vielmehr aus der Überzeugung, dass es die höchste Religion ist. (...) Äußerlich Protestant zu bleiben, nur um unangenehme Momente zu vermeiden, wäre einfach eine Lüge vor Gott und den Menschen."
Die sich abzeichnende Entscheidung zum Konfessionswechsel und deren Aufrichtigkeit versuchte sie in einer Reihe von Briefen den Ihren zu verdeutlichen, denn es war ihre Sorge, dadurch ihre Familie zu verärgern. So schrieb sie an ihren Vater: „Liebster Papa, es gibt etwas, das ich dir erzählen und für das ich deinen Segen erbitten möchte. Du wirst bemerkt haben, als du zuletzt hier warst, welch tiefe Verehrung ich für die Religion hier habe. Seit mehr als anderthalb Jahren denke ich nun nach, lese und bete zu Gott, dass er mir den rechten Pfad weise, und jetzt bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich nur in dieser Religion den ganzen wahren und starken Glauben finden kann, den man an Gott haben muss, um ein guter Christ zu sein. Wie einfach wäre es, alles so zu belassen wie jetzt, aber wie heuchlerisch, wie falsch - ich würde ja alle belügen, wenn ich vorgäbe, nach außen hin in allem ein Protestant zu sein, während meine Seele doch wirklich zu der hiesigen Religion gehört. Ich habe immer wieder so tief über all das nachgedacht, da ich jetzt schon über sechs Jahre in diesem Land bin, und weiß, dass ich die Religion ,gefunden' habe. Ich weiß, es wird viele leid volle Momente geben, da nicht alle diesen Schritt verstehen werden.“
Schon bald zeigte sich, wie ernst Jelisaweta Feodorowna ihre Hinwendung zum orthodoxen Glauben war, denn die junge, lebensfrohe Frau beschäftigte sich immer stärker mit der sozialen Frage und arbeitete intensiv in verschiedenen Hilfswerken mit. Besonders während des Russisch-Japanischen Krieges steigerte sie ihre karitativen Aktivitäten, organisierte Lazarettzüge und richtete im Großen-Kreml-Palast Werkstätten für Verbandszeug ein.
Am 17.2.1905 explodierte unweit der Wohnung des großfürstlichen Paares eine Bombe, die der Revolutionär geworfen hatte. Sie tötete Großfürst Sergej, dessen Körper buchstäblich in Stücke gerissen wurde. Jelisaweta Feodorowna zeigte eine fast übermenschliche Selbstbeherrschung: Im Schnee kniend sammelte sie selbst die blutigen Überreste ihres Mannes auf, sorgte aber auch dafür, dass für den schwerverletzten Kutscher gesorgt wurde, zu dessen Beerdigung sie persönlich erschien. Und sie tat noch etwas, was viele ihrer Zeitgenossen nicht verstanden: Sie besuchte den Attentäter, den Mörder ihres Mannes, im Gefängnis, um ihn zur Reue zu bewegen, denn - so schildert es ihr Bruder - "sie wusste, wie unglücklich Sergej gewesen wäre, wenn wegen ihm ein Mensch sein Seelenheil verlieren würde". Das Attentat stellte einen Wendepunkt im Leben der Großfürstin dar. Nach dem Trauerjahr entschied sie sich, ihr Leben den Leidenden und Armen zu widmen.
Sie nahm die Prüfung an, die Gott ihr gesandt hatte, und ging ihren Weg weiter: Sie verkaufte ihren Schmuck und ihren wertvollen Besitz, um mit dem Erlös den Martha-Marien-Konvent zu gründen, ein Kloster ganz neuer, zukunftsweisender Art in Russland. Dieser Konvent sollte nach dem Willen seiner Stifterin ein Ort nie ermüdender Barmherzigkeit werden, und zwar sowohl in seinen Mauern wie in ganz Moskau. Als Äbtissin sah Elisabeth sich den Traditionen der russisch-orthodoxen Kirche verbunden und lehnte übertriebenen Mystizismus ab. Dies zeigte sich unter anderem darin, dass sie Bewerberinnen für die Schwesternschaft ablehnte, die ihr von Visionen und mystischen Erfahrungen berichteten. Diese Überzeugung entfremdete sie auch von ihrer Schwester, der Zarin Alexandra. Insofern trat in der von Jelisaweta Feodorowna entworfenen Ordnung des Konventes das gemeinsame monastische Leben hinter den karitativen Dienst zurück, ohne dass es allerdings daran fehlte, wie schon der Name der Einrichtung zum Ausdruck bringt: Martha-Marien-Konvent. Wie die beiden Schwestern des Lazarus im Neuen Testament als Verkörperung des Gebet und des aktiven Engagements gezeigt werden, so sollten auch die Schwestern des Moskauer Institutes beides verbinden.
Schließlich konnte am 4.4.1910 die Einsegnung der ersten 17 Schwestern, darunter Jelisaweta selbst, stattfinden. Schon 1912 zählte die Gemeinschaft der "Kreuzes-Schwestern der Liebe", wie sie jetzt hießen, 60 Mitglieder, und bei der gewaltsamen Auflösung 1918 waren es sogar 105.
Jelisaweta Fjodorowna, Schwester der Zarin und Witwe von Großfürst Sergei Alexandrowitsch, seit dem Tode ihres Mannes lebte als Äbtissin des Martha-Maria-Klosters der Barmherzigkeit in Moskau.
Sie entfalteten eine segensreiche Tätigkeit: In der Ambulanz arbeiteten unentgeltlich 34 Ärzte in der Woche, und allein im Jahre 1913 wurden 139.443 Essen an Bedürftige ausgegeben. Zudem gab es dort eine Sterbeklinik, ein Waisenhaus, ein kleines Krankenhaus mit Operationssaal, eine Bibliothek und etliche andere soziale Einrichtungen. Seele der ganzen Arbeit war die Großfürstin-Priorin, die sich auch selbst nicht schonte, sondern bereit war, jede Arbeit zu übernehmen, sogar die Besuche in den Moskauer Elendsvierteln. Als die Polizei sie ersuchte, wenigstens diese einzustellen, da man sie - die leibliche Schwester der Kaiserin! - dort nicht schützen könne, antwortete Jelisaweta, sie danke für die Sorge, aber sie wäre in Gottes Hand und nicht in der der Polizei.
Die Februarrevolution von 1917 beendete die Zarenherrschaft in Russland, Die politischen Umbrüche hatten auf das Leben im Kloster zunächst keinen Einfluss. Elisabeth sorgte sich aber um ihre Verwandten, die im Alexanderpalast in Zarskoje Selo unter Hausarrest standen. Sie hielt mit ihrer Schwester Alexandra Kontakt, auch noch in deren Tobolsker Verbannung, allerdings unter erheblich erschwerten Bedingungen.
Nach dem Sturz des zaristischen Regimes in Russland bemühte sich Kaiser Wilhelm II. um seine Jugendliebe Jelisaweta Fjodorowna. Der Kaiser bot ihr seine Hilfe an, Russland zu verlassen. Sie lehnte jedes seiner Angebote ab und änderte selbst nach der Oktoberrevolution nicht ihre Meinung.
Folgen für das Kloster und die Großfürstin selbst ergaben sich erst mit der Machtergreifung der Bolschewiki in der Oktoberrevolution von 1917. Trotz all ihrer aufopfernden Tätigkeit für das russische Volk blieb Jelisaweta Feodorowna nach der Machtergreifung der Bolschewisten nicht lange unbehelligt, galt sie in der Klassifizierung der neuen Gewalthaber doch sogar in doppeltem Sinne als Vertreterin der "Reaktion": Zum einen sah man in ihr ein Mitglied der Kaiserlichen Familie, zum andern eine Vertreterin der Kirche, die besonders dadurch verhasst war, dass sie durch ihr soziales Wirken zugunsten der Ärmsten des Volkes die marxistisch-leninistische These von der Religion als dem "Opium des Volkes" offenkundig widerlegte.
So wurde sie am dritten Tag der Osterwoche 1918, dem Fest der Iberischen Ikone der Gottesmutter, kurz nach dem Gottesdienst, den Patriarch Tichon im Konvent gehalten hatte, verhaftet und schließlich nach Alapajewsk, 140 Werst nördlich von Jekaterinburg gebracht, wo sich auch weitere Mitglieder der Kaiserlichen Dynastie befanden. Nur eine Schwester aus ihrem Konvent, Warwara Jakowlewa, die freiwillig die Verbannung auf sich nahm, durfte bei ihr bleiben.
Zuerst wurden die Gefangenen relativ gut behandelt; als aber die anti-kommunistischen sibirischen Truppen des Admirals Koltschak sich der Stadt näherten, wurden die Gefangenen von Alapajewsk in der Nacht des 5./18. Juli 1918 ermordet. Am späten Abend des 17. Juli 1918, einen Tag nach der Ermordung der Zarenfamilie in Jekaterinburg, ermordete die Tscheka auch die Romanows in Alapajewsk sowie die Nonne Warwara (Barbara) Jakowlewa, die mit ihrer Äbtissin die Verbannung geteilt hatte. Die Todgeweihten wurden zu einer stillgelegten Grube gebracht und in einen Schacht gestoßen. Die letzten Worte, die Elisabeth Fjodorowna noch zu ihren Mördern gesagt haben soll, war jener Vers aus der Bibel, den sie schon auf den Grabstein ihres Mannes Sergei hatte setzen lassen: „Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ Noch tagelang dauerte dort ihr Leiden. Später stellte eine weißgardistische Untersuchungskommission fest, dass der Kopf eines der getöteten jungen Männer sorgfältig mit dem Kopftuch der Großfürstin verbunden war, die offenbar trotz ihrer eigenen tödlichen Verletzungen noch versucht hatte, die Not ihres Leidensgenossen zu lindern.
Nach dem Einmarsch der "Weißen" wurden die Gebeine der Großfürstin, der Schwester Warwara und der anderen Ermordeten aus dem Schacht geborgen und eindeutig identifiziert. Auch die näheren Umstände ihrer Ermordung konnten von den Untersuchungsbeamten durch Befragung von Augenzeugen geklärt werden. Als im kommenden Jahr die anti-kommunistischen Truppen den Rückzug antreten mussten, konnte auf abenteuerliche Weise ein Priestermönch namens Serafim die Gebeine retten und in die russische Kirche nach Peking bringen. Auf Intervention der Marquioness of Milford-Haven Victoria wurden die Särge der beiden Schwestern dann 1920/21 auf einem britischen Kreuzer nach Jerusalem gebracht und in derselben Kirche auf dem Ölberg beigesetzt, bei deren Weihe Jelisaweta 1888 dabei gewesen war. Dort ruhen sie bis heute.
Von der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland wurde Jelisaweta Feodorowna als Märtyrerin heiliggesprochen (1981). Auch bei der Bischofssynode der Russischen Orthodoxen Kirche im April 1992 wurde die feierliche Kanonisation der "Großfürstin Jelisaweta, der Gründerin des Martha-Marien-Konventes in Moskau" vorgenommen und der 18. (5. nach dem alten Kalender) Juli zu ihrem Gedächtnistag bestimmt. Heute wird sie in der russisch-orthodoxen Kirche als Neumärtyrin und Heilige verehrt.
Bereits 1949 gründete Elisabeths Nichte Alice von Battenberg, die Mutter von Prinz Philip, auf der griechischen Insel Tinos eine Maria-Martha-Schwesternschaft nach dem Vorbild ihrer Tante. Wie diese wurde auch sie später in Jerusalem beigesetzt. In vielen Kirchen Russlands und der weltweiten russischen Emigration erklingt dieser Festgesang zu Ehren der Heiligen, die Deutschland und Russland verbindet:
"Wer kann die Größe deiner Glaubenstat künden? In der Tiefe der Erde, wie im lichtvollen Paradies, frohlockte mit den Engeln die Dulderin, die Großfürstin Elisabeth, in Psalmen und Gesängen und rief, den gewaltsamen Tod erleidend, über die gottlosen Peiniger aus: Herr, verzeih' ihnen diese Sünde, denn sie wissen nicht, was sie tun. Durch ihre Gebete, Christus, unser Gott, erbarme dich und rette unsere Seelen!"
Quelle: de.wikipedia.org, orthpedia.de, orthodoxeurope.org