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Startseite Alexander Schmorell Gedenktag der „Weißen Rose“

Kathedrale der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Russlands in München

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Gedenktag der „Weißen Rose“

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Bekanntlich war einer der zwei Gründer der „Weißen Rose“, der studentischen Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus, Mitglied unserer Münchner Gemeinde. Alexander Schmorell (+ 13.07.1943) wurde später hingerichtet als die Geschwister Hans und Sophie Scholl mit Christoph Probst. Zum Jahrestag von deren Hinrichtung versammelten sich am 20. Februar 50 Personen am Gefängnis Stadelheim. Eingeladen hatten neben der Russischen Kirche, die katholische Kuratie „Königin der Märtyrer“, die evang.-luth. Jesajakirche in Zusammenarbeit mit dem Weisse Rose Institut e.V., der Katholischen Hochschul-Gemeinde und der Evangelischen-Studenten-Gemeinde, München.

Der gemeinsame Gedenkweg begann in der JVA-Stadelheim – dort waren die zum Tode verurteilten Mitglieder der „Weißen Rose“ mit dem Fallbeil hingerichtet worden. Die Hinrichtungsstätte ist nicht erhalten, aber es gibt im Bereich des Gefängnisses einen eigenen Gedenkort, einen kleinen Hof mit Inschriften.Hier hörten die Versammelten zunächst Bach und einige Texte aus dem Nachlass des Widerstandes gegen das Hitler-Regime. Das Gedenken wurde mit Schweigen, einer angezündeten großen Kerze und dem Gebet „Vater unser“ geehrt. Dann ging die Gruppe über Eis, Pfützen und nassen Schnee zu den Gräbern der Hingerichteten auf dem hinter dem Gefängnis gelegenen Friedhof „Am Perlacher Forst“.

Auch dort wurden Kerzen entzündet und Texte gelesen. Am Grab von Alexander Schmorell wurde das Kontakion „Mit den Heiligen lass ruhen…“ auf Deutsch gesungen. Das gleiche Kontakion erklang später wieder im Kontext einer verkürzten Panichida für A. Schmorell, die die Väter Nikolai Artemoff und Andrej Berezovskij in der Kathedralkirche der Hll. Neumärtyrer Russlands sangen. Vr. Nikolai erzählte vor der Panichida über den orthodoxen Teilnehmer der „Weißen Rose“, wie er zu den russischen Neumärtyrern gezählt wird, welche Bedeutung der christliche Widerstand gegen die verschiedenen Formen des Totalitarismus und des Antichristen hat. Er las aus den Briefen von A. Schmorell vor (nachzulesen im Artikel über A. Schmorell).

Von hier ging es weiter zur nahegelegenen katholischen Gemeinde, die der Gottesmutter als „Königin der Märtyrer“ geweiht ist. Wie gewohnt war das doch für die Orthodoxen in Baracken unterzukommen – vor, während und nach dem Kriege! Hier jedoch ist es auf erstaunliche, wundersame Weise umgekehrt: in der Siedlung am Perlacher Forst steht eine weiße russische Kirche die den Neumärtyrern geweiht ist, mit goldenen Kreuzen und einem Glockenturm. Erst einige Jahre nachdem hier die orthodoxen Gottesdienste begonnen hatten, wurde in der Nähe eine Baracke für die katholische Gemeinde erbaut. Hier hielt jetzt der katholische Studentenpfarrer zusammen mit der Pfarrerin der evangelischen Gemeinde eine ökumenische Andacht. Auf großen Tüchern hinter dem Altar, die von der Decke herab hängen, sind verschiedene farbige Schattenbilder der Mitglieder der „Weißen Rose“ dargestellt.

Der Pilgerweg führte weiter in die Evangelische Jesaja Kirche in dem jenseits der S-Bahngleise östlich gelegenen Viertel. Dort gab es einen Imbiss. Es kamen neue Teilnehmer hinzu, die nach Abschluss ihres Arbeitstages die Zeitzeugen hören wollten. Als erster der Zeitzeugen sprach Pfarrer Walter Joelsen. Er wurde nach dem Krieg katholischer Priester. Geboren 1926, hatte er eine jüdische Großmutter. Er berichtete über den Zeitgeist und die Verfolgungen unter Hitler. Die beiden anderen Zeitzeugen waren in jenen Jahren Studenten und kannten Teilnehmer der „Weißen Rose“ persönlich. Es waren dies Nikolay Hamazaspian, der in Bulgarien und Deutschland lebte, ein naher Freund von Alexander Schmorell, und Frau Regina Degkwitz. Farbig schilderten sie die Atmosphäre dieses Studentenkreises, die Einstellung dieser jungen Leute zum gesellschaftlichen Leben, ihre Suche. Der Kreis war geprägt von hoher Kultur und brennender Liebe zur Musik, Kunst, Literatur. Sie alle waren voll lebendiger Fragen und Interessen, lehnten das kulturfeindliche Naziregime kategorisch ab. Frau Degkwitz kannte sehr wohl die Einstellung ihrer Freunde und teilte sie, aber von einer Untergrundtätigkeit hatte sie nicht die leiseste Ahnung – natürlich schonte man die Mädchen. Sophie Scholl wurde nur aus bitterer Notwendigkeit informiert, weil die Geschwister in einem Zimmer lebten, und bestand darauf aktiv zu werden. Am Abend sprach auch der Enkel von Christoph Probst – Stefan Probst, der am gesamten Gedenkweg teilgenommen hatte. Er zeigte auf, wie intensiv auch heute das blutige Erbe des Nationalsozialismus aufgearbeitet werden muss im Verbund mit der gesamten deutschen Geschichte. In diesem Zusammenhang wurde über das Thema einer geistigen Aufarbeitung der russischen Geschichte gesprochen, über die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind. Es wurde eine Reihe von Parallelen in der Problematik deutlich, besonders was die Perspektive des nationalen und patriotischen Bewusstseins betrifft.

Die Diskussion zog sich in kleinen Gruppen fast noch eine weitere Stunde nach dem offiziellen Abschluss der Versammlung hin, so dass der gesamte Gedenkweg an die sechs Stunden dauerte.

Am 13.5.2010, dem Himmelfahrtsfest, das in diesem Jahr mit dem westlichen Festtag zusammenfällt, ist nachmittags derselbe Gedenkweg vorgesehen. Er gehört zum Programm des Ökumenischen Kirchentags, der in dieser Zeit in München stattfinden wird. Unsere Kirche hält gebotene Distanz zu dem was „Ökumenismus“ heißt, sagt sich aber nicht von aktivem Kontakt mit ihrem Umfeld los. Deshalb wird im Rahmen dieser großen Veranstaltung im Mai in unserer Kathedralkirche ein Vortrag über die Orthodoxie stattfinden, der oben genannte Gedenkweg zur Erinnerung an die „Weiße Rose“ und eine panorthodoxe göttliche Liturgie unter Beteiligung griechischer, russischer, bulgarischer, georgischer, rumänischer Geistlicher, denen drei Bischöfe vorstehen werden - der griechische Metropolit und je ein serbischer und russischer Bischof. Am Himmelfahrtstag abends wird die Gottesmutterikone von Kursk Deutschland verlassen. Erzbischof Mark wird sie zusammen mit zwei Priestern unserer Diözese nach Kiew bringen, und nach dem Pfingstfest weiter – wie schon im letzten Jahr – zu ihrem Herkunftsort Kursk.

 

 

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