2. Sonntag nach Pfingsten - Alle Heiligen Rußlands

Montag, den 01. Juni 2009 um 10:59 Uhr
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Der Glaube an die Einheit der Russischen Kirche und des russischen Volkes in ihren Heiligen zeigt sich in der Ikone „Aller Heiligen des russischen Landes“. Sie wurde Ende der 1940-er, Anfang der 1950-er Jahre über Jahre hinweg geschaffen vom damaligen Priestermönch Kiprian (Pyzhov – 1904-2002). Eine erste Studie hierzu hängt heute noch in München, im Kloster des Hl. Hiob von Pocaev, wo Vater Kiprian nach dem Krieg war. Es ist eine Vorarbeit zum zentralen Teil der Ikone. (Foto links)

FILM: Ikone aller Heiligen Rußlands

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Die Ikone bildet heute ein Triptichon und hat eine historische  Perspektive, weil die Taufe Russlands auf dem rechten Teil der Ikone eigens thematisiert wird. Das 950. Jubiläum der Taufe Russlands wurde feierlich im Ausland begangen. Nichts davon – im Russland Stalins. Im Gegenteil: das Jahr 1937-1938 gehört zu den finstersten Kapiteln der russischen Geschichte, wobei gerade in diesem Jahr die Wende des Stalin-Regimes zum „sowjetischen Patriotismus“ geschieht, indem man einen verfälschten Puschkin zu seinem 100. Todestag vereinnahmt. Indes, das 1000-jährige Jubiläum der Taufe Russlands, welches ja durch diese Thematisierung auf der Ikone nicht minder bereits vorausgenommen wurde, bedeutete einen Umbruch in Russland, eine Wendung hin zu den geistlichen Wurzeln des Landes, zu seiner kirchlichen Geschichte.

Im mittleren Teil des Triptichons sind vielzählige Heilige, wie sie im Kanon des Gottesdienstes am Sonntag aller Heiligen Russlands vorkommen, die also früher verherrlicht wurden. Das Landeskonzil von 1917-1918 hat den Gottesdienst eingesetzt und diesen Text publiziert. Alsbald war es aber nicht mehr möglich, diesen Gottesdienst in Russland zu feiern, und als er dann wieder gefeiert wurde, waren einige Teile des Gottesdienstes verändert. Im Ausland wurde der Gottesdienst immer wieder neu aufgelegt und unverändert gefeiert.

Im linken Teil des Triptichons sehen wir zahlreiche russische Gerechte, Asketen und Bischöfe, die zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Ikone noch nicht verherrlicht waren. Es bedurfte eines eigentümlichen Mutes, ein solches „Programm“ sichtbar aufzustellen. Aber tatsächlich wurden sie mit den Jahren zunächst in der Russischen Auslandskirche, dann auch im Moskauer Patriarchat verherrlicht, so dass die Einheit in den Heiligen mit der Zeit immer mehr offenbar wurde. Der erste unter den hier aufgeführten und verherrlichten Heiligen ist Johannes von Kronstadt (heiliggesprochen 1964). Ihm folgten die Heiligen Hermann von Alaska, Xenia von Petersburg, die Neumärtyrer Russlands mit der Zarenfamilie, die Optina-Starzen, die Hierarchen Ignatij (Brjantschaninow), Theophan der Klausner, Philaret von Moskau und eine ganze Reihe anderer.

Heute ist das auf der Ikone einst aufgezeigte „Programm“ fast vollkommen „erfüllt“ in der einen Russischen Kirche.