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Höchste Zeit mit den Heiligen zu leben - Hl. GREGOR d. Theologe

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7. Febuar - Hl. GREGOR d. Theologe, Erzbischof v. Konstantinopel
Durch den Verstand führt das Wort zu Gott.

Meine Gutmütigkeit löst mir die Zunge, und das Gesetz des Geistes läßt mich über Menschenbräuche hinwegsehen. Dem Frieden weihe ich das Wort; nichts anderem habe ich es zuvor gewidmet. Denn als noch die Glieder gegen uns in Aufruhr waren und der große, ehrwürdige Körper Christi uneins und zerrissen war, so daß fast „unsere Gebeine im Totenreiche ausgestreckt dalagen”, gleich der Erde, die vom Pfluge tief aufge wühlt und auf dem Boden ausgebreitet wird, als der Böse noch das nicht zerschnittene, ungeteilte, vollständig gewobene Gewand auftrennte, um es sich ganz zu eigen zu machen, was ihm durch uns, nicht aber durch die, welche Christum gekreuzigt hatten, möglich wurde, da gab ich eine Sperre meiner Zunge, die nicht gewöhnt ist, ohne weiteres zu sprechen; denn ich glaubte, ein geordnetes Geistesleben verlange, daß ich zunächst durch die Philosophie der Tat mich reinige, alsdann den Mund des Verstandes öffne, um Geist einzuatmen und schließlich ein gutes Wort zu reden und Gottes vollkommene „Weisheit unter den Vollkommenen zu verkünden”.

Wie nach dem trefflichen und sehr weisen Ausspruche Salomons jedes Ding, das kleine wie das große, seine Zeit hat, so wußte ich so gut wie ein anderer, daß es auch eine Zeit des Redens und eine Zeit des Schweigens gibt. Deshalb wurde ich stumm; allem Guten fernegerückt, entsagte ich. Eine Wolke zog sich gleichsam über meine Seele und verhüllte den Strahl meiner Rede. Tag und Nacht lebte mein Schmerz neu auf. Brennende Erinnerungen an die Trennung der Brüder war mir alles.

Nur aus dem einen Grunde könnte man die Erinnerung an das Leid wachrufen, damit wir nämlich durch Erfahrung klug werden und wie der genesene Kranke das meiden, was uns ins Leid gestürzt hat.

Da nunmehr „Leid, Schmerz und Klagen schwanden”, da wir, die Kinder des Einen, eins wurden, wir als Kinder der Dreieinigkeit Natur, Geist und Ehre teilten, als Kinder des Logos die Torheit ab legten, als Kinder des Geistes nicht gegen-, sondern mit einander erglühten, als Kinder der Wahrheit eines Sinnes und einer Rede wurden, als Kinder der Weisheit Verstand annahmen, als Kinder des Lichtes „ehrbar wie am Tage wandelten”, als Kinder des Weges gemeinsam den geraden Weg gingen, als Kinder der Türe alle im Innern blieben, als Kinder des Lammes und des Hirten sanft wurden und in einen Stall und unter einen Hirten traten

Da der, welcher alles macht und zum besten lenkt, uns den Schmerz in Freude verwandelte und das Bußkleid mit Wonne vertauschte, nehme ich von Vergangenheit und Schweigen Abschied, weihe ich mich der Gegenwart und meine Rede euch, bzw. Gott, um ihm zu danken und ihm ein gebührendes Opfer zu bringen, ein Geschenk, das reiner ist als Gold, wertvoller als Edelsteine, kostbarer als Gewebe, würdiger als das Opfer des (mosaischen) Gesetzes, heiliger als das Opfer der Erstgeburt, Gott wohlgefälliger als ein junges Rind mit noch nicht entwickelten Hörnern, Klauen und Sinnen, wohlgefälliger als Rauchopfer, als Brandopfer, als Tausende von fetten Widdern.

Gott opfere ich, ihm weihe ich, was allein mir noch übriggeblieben ist, worin allein ich reich bin. Alles andere nämlich habe ich für das Gebot und für den Geist hingegeben. Die kostbare Perle habe ich gegen alles, was ich je besaß, eingetauscht; ich wurde zum Großhändler, vielmehr, ich habe den Wunsch, der Großhändler zu werden, welcher um geringe, vollständig vergängliche Werte die großen, unzerstörbaren Schätze gekauft hat. Als Diener des Wortes halte ich mich nur noch an das Wort. Niemals dürfte ich mit Überlegung diesen Besitz vernachlässigen. Ja ich schätze ihn, Hebe ihn und freue mich darüber mehr als über alle anderen Schätze zusammen, an denen die Masse ihre Freude hat. Das Wort nehme ich zum Begleiter in meinem ganzen Leben, zum guten Ratgeber, zum Genossen, zum Führer auf dem Wege in den Himmel, zum willigen Kriegskameraden.

Da ich alle Freuden dieser Welt verachte, gehört nach Gott dem Worte alle meine Liebe. In höherem Grade aber gehört sie Gott; denn durch den Verstand führt das Wort zu Gott, der nur mittels des Wortes richtig erfaßt und festgehalten wird und in uns hineinwächst.

Mit dem Worte bändige ich die Ausgelassenheit, beruhige ich den verzehrenden Neid, stille ich den das Herz einschnürenden Schmerz, mäßige ich die Sinneslust, schränke ich den Haß, nicht aber die Liebe ein; denn der Haß braucht seine Schranken, die Liebe aber darf keine Grenzen kennen. Das Wort macht mich im Reichtum mäßig, in der Armut hochherzig. Es überredet mich, mit guten Läufern zu laufen und dem Fallenden die Hand zu reichen, mit dem Kranken zu leiden und mich mit dem Gesunden zu freuen. Begleitet mich das Wort, dann ist mir Vaterland und Fremde ein und dasselbe, und örtliche Veränderungen in der Fremde sind mir egal, nicht allerdings eine Verbannung aus der Heimat. Das Wort trennt mir die Welten; es entfremdet mich der einen und befreundet mich der anderen.

(Fragmente aus "Erste Rede über den Frieden und zwar mit den Mönchen, nach Beobachtung des Stillschweigens, gehalten in Gegenwart des Vaters" - Hl.Gregor d.Theologe)



 

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