Zu seinen geistlichen Lehrern und Väter gehören die Priestermönche und Schemamönche Seraphim und Seraphim, Nikolai und Nikodim vom Berg Athos und der Archimandrit Abel, der in den 70-er Jahren auf dem Athosberg war, der dann zurückberufen wurde nach Russland und das Johannes-Kloster in der Gegend von Rjasan wiederaufbaute. Letzterer segnete den heutigen Erzbischof Mark, Mönch zu werden.
Vor allen aber ist Archimandrit Justin (Popovic) zu nennen, den Vladyka Mark kennenlernte, als er sein Theologie-Studium in Belgrad begann – und mit Vater Justin, der 2010 von der Serbischen Kirche heiliggesprochen wurde, die Gruppe seiner Schüler – den heutigen Metropoliten von Montenegro Amfilohije, die Bischöfe der Serbischen Kirche Artemije, Atanasije und Irenej. Die Serbische Kirche ist Erzbischof Mark nicht minder zur Heimat geworden als die Russische.
Erzbischof Mark initiierte die Gespräche mit der Diözese des Moskauer Patriarchats in Deutschland, die von 1993-1997 stattfanden und die Grundlage für den späteren Dialog bildeten.
Gleichzeitig befand er sich im Zentrum einer Auseinandersetzung, die sich 1997-2000 explosionsartig entwickelte durch eine Vernetzung des russischen Staats und der Kirche in Russland auf der einen Seite und andererseits mit der Hüterin der Heiligtümer des alten Russlands im gesamten Ausland und speziell im Heiligen Land - der Russischen Auslandskirche. Die Impulse, die sich hier ergaben, wurden von der klaren und zielgerichteten Sicht unseres Erzbischofs so konstruktiv umgesetzt, dass letztlich – ungeachtet der größten Spannungen – sich eine rein kirchliche Lösung ergab: der „Akt der kanonischen Gemeinschaft“
Der „Akt der kanonoschen Gemeinschaft“ wurde am 17. Mai 2007 von den beiden Teilen der Russischen Kirche durch den Moskauer Patriarchen Alexij II. und den Ersthierarchen der Russischen Auslandskirche, den Metropoliten Lavr, in der wiedererrichteten Christus-Erlöser-Kathedrale zu Moskau feierlich unterzeichnet. Dem folgte die Göttliche Liturgie unter Teilnahme von je ca. 80 Geistlichen auf beiden Seiten und über 5000 russisch-orthodoxen Gläubigen aus verschiedensten Ländern. Unter einer Trennung, die acht Jahrzehnte dauerte, wurde damit ein Schlußstrich gezogen.
Russland weiß, was es an diesem orthodoxen Hierarchen hat, in dessen Adern kein Tropfen russischen Blutes fließt, der kulturell aus einer völlig anderen Welt stammt, der es aber verstanden hat, beides in seinem Herzen durch seine Liebe zu Christus zu integrieren.
Viele standen ihm zur Seite auf diesem Weg. Weggefährten, die er durch sein Gebet vorbereitet hat. Von ihnen werden wir nur vier hier erwähnen:
Als erster ist zu nennen S. E. Agapit, der Bischof von Stuttgart. Seinem geistlichen Vater folgend, flößte er dem Kloster des Hl. Hiob von Potschajew in Obermenzing, einem Vorort von München, erneut das monastische Leben ein. Er war es auch, der die Verlagsabteilung des Klosters aufbaute zur Herausgabe des „Boten der deutschen Diözese“ (ab 1981), der Gebetsbücher und anderer Schriften. Noch in Wiesbaden war Vladyka Agapit – damals Alexander Gorachek – zu Erzbischof Mark und ging seinen Weg mit bis zum heutigen Tag. Das führte ihn in den letzen Monaten sogar nach Australien (kurz nachdem er mit Erzbischof Mark einen schweren Unfall auf der Autobahn A 8 erlitten hatte). Der „Orthodoxe Kalender“, der einst – erstmals 1976 – mit Schreibmaschine und Schere in Wiesbaden vom damaligen Priestermönch Mark begonnen und zusammen mit Stefan Talmacky (der heute Arzt in Australien ist) weitergeführt wurde, wurde durch den Novizen Alexander, den späteren Archidiakon und Priestermönch Agapit, in zwei Varianten (als Tisch- und Taschenkalender) konsequent weiterentwickelt.
Dann Erzpriester Nikolai Artemoff (1981 von Bischof Mark zum Priester geweiht). Er stieß 1978 zum damaligen Archimandriten Mark in Wiesbaden, begleitete ihn auf allen nachfolgenden Stationen seines Weges. Heute ist er sein Stellvertreter in unserer Kathedralkirche. Seine Predigten in den deutschsprachigen Liturgien können Sie auf unserer Web-Seite herunterladen.
Der Abt Evfimij (Logvinov) – einst Restaurator in der Ikonenwerkstatt von Ilja Grabar in Moskau, die jetzt wieder das Kloster der Hl. Elisabeth, der Neumärtyrerin und Schwester der Zarin, beherbergt. Auf seinen Schultern ruht der Gottesdienst im Kloster des Hl. Hiob von Potschajew. Jahrzehntelang führt er im Namen des Klosters einen intensiven Schriftverkehr mit Gläubigen in Russland, fährt immer wieder zu Konferenzen in Russland, wo er Vorträge hält und unser Kloster so nach Außen vertritt.
Der Mönch Philaret (Labit), in Frankreich geboren und aufgewachsen, übernahm die Leitung der Verlagsabteilung, als Agapit zum Bischof geweiht wurde. Ohne die stille Arbeit dieses konzentrierten Arbeiters auf dem Felde des Herrn wäre Vieles, was wir heute in der deutschen Diözese haben, völlig undenkbar – weder die Bücher, noch der „Bote“, noch die beiden Varianten des Kalenders. Täglich steht er viele Stunden im Gottesdienst und singt den Lob Gottes.
Aber selbstverständlich sind auch die anderen Brüder des Klosters mit zu bedenken, die Priesterweihen und Diakonsweihen dank denen viele Städte in Deutschland und im Ausland geistlich versorgt werden... und die Tatsache, dass unter der Leitung von Erzbischof Mark ein Frauenkloster bei München entstanden ist, das - Mutter Maria (Sidiropoulou) anvertraut - eng an das Gethsemane Kloster in Jerusalem angegliedert ist. Nicht zufällig ist Erzbischof Mark schon 1997 mit der Leitung der Klöster der Russischen Auslandskirche im Heiligen Land betraut worden.
Auch ist an dieser Stelle der älteste Priester der Diözese - Erzpriester Dimitri Graf Ignatiew - zu nennen, der ja alle diese Jahre in lebendigem Austausch mit Erzbischof Mark stand. Der ihn schon kannte, als er eben erst begann, die Orthodoxe Kirche kennen zu lernen. Unter der Federführung von Vater Dimitri – zusammen mit Frau U. Melchers – fanden einst jährlich jene Osterseminare in Frankfurt statt, bei denen der noch junge Priestermönch Mark seine theologischen Vorträge hielt und aus denen die von anderen damals bereits namhaften orthodoxen Theologen gehaltenen Vorträge stammen, welche die 5-bändige Reihe „Begegnung mit der Orthodoxie“ bilden, die im Münchner Kloster herausgegeben wurde (1987-1990). Im Kloster wurden ebenfalls die von Erzpriester Dimitri übersetzten Gottesdienste der ersten Woche der Großen Fastenzeit und der Karwoche mit Ostern in deutscher Sprache publiziert.
Nunmehr ist von einer gemeinsamen Übersetzungs-Kommission im Rahmen der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (heute „Bischofskonferenz“) der Text der „Göttlichen Liturgie“ in einer neuen Übersetzung erhältlich. Eine Neuauflage des Gebetbuchs, die diese Übersetzung enthält, liegt vor (Ende 2010). Aber das ist bei weitem nicht das letzte Projekt – Verbesserungen stehen hier an, und neue Projekte stehen in Aussicht...
So ergibt sich wohl – in kurzen Worten – ein Bild von der Tätigkeit unseres Erzbischofs, der zwar in München residiert, dem aber natürlich die weiteren Gemeinden der Russischen Auslandskirche in ganz Deutschland anvertraut sind, wozu weitere Gemeinden in Dänemark, Österreich, England und Irland hinzuzunehmen sind, wo sich das Gemeindeleben und das Mönchsleben unter seiner Leitung in der heutigen Situation gleichermaßen entfaltet. Von den Reisen nach Russland, der Teilnahme an diversen Kommissionen in Russland im Zusammenhang mit dem Aufleben des konziliaren Werkes (Vorbereitung auf das nächste Landeskonzil) sagen wir hier nichts – das ist in dem 1981 ins Leben gerufenen „Boten der deutschen Diözese“ nachzulesen, Schritt für Schritt.
In den Predigten von Erzbischof Mark fühlt man den Einfluss des Hl. Justin (Popovič), dessen Schüler er ist und dessen Kommentare zum Neuen Testament er ins Deutsche übersetzte (s. „Bote der deutschen Diözese“), sowie des Hl. Philaret von Moskau (Drozdow), dessen Werk er einst seine Habilitation widmen wollte, was aber dann – aufgrund der kirchlichen Laufbahn – zu einer Reihe von Vorträgen wurde. Der Metropolit von Moskau Philaret leistete einen hervorragenden Beitrag sowohl im Leben der Russischen Kirche des 19. Jh-s als auch zur Entwicklung der russischen Sprache. In der kirchlichen Gemeinschaft seiner Lehrer und seiner Schüler richtet Erzbischof Mark sein Leben aus, zum Dienst an der Heiligen Kirche.
Seine Predigten, die er stets minutiös vorbereitet (gemäß seinem Vorbild – dem Metropoliten Philaret von Moskau) erklingen in der Kathedralkirche in München stets in Russisch - sie werden vor Ort simultan ins Deutsche übersetzt. Darüber hinaus wird von ihm im Kloster in deutscher Sprache der Kurs in „Dogmatik“ geleitet. Und ein Mal im Monat findet eine Begegnung mit den deutschen Familien unserer Gemeinde statt. Herzlich eingeladen!
Am 30. November 2010 wird das 30. Jubiläum der Bischofsweihe des heutigen Erzbischofs Mark gefeiert, der soeben aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, noch einmal für zwei Tage in Kiev war und im Dezember wieder in Moskau sein wird. Dem eindringlichen Wunsch des Jubilars entsprechend muss diese Feier äußerst bescheiden bleiben. Das Format wurde also im Vergleich mit dem 25-jährigen Jubiläum heruntergefahren. Immerhin wird der Ersthierarch der Russischen Auslandskirche, Metropolit Hilarion von Ostamerika und New-York, zugegen sein. Auch S. E. Ilarion, Metropolit von Volokolamsk und Vorsitzender des Moskauer Kirchlichen Außenamts hat sich angesagt.
Die Münchner Kathedralkirche wurde – wie bescheiden die Feier auch ausfallen mag – von Außen und Innen gestrichen und in Erwartung der Gäste auf Hochglanz gebracht. Aber mit einem Seitenblick auf ihren Oberhirten wird allen sofort klar – Ende Dezember wird hier das Orthodoxe Treffen stattfinden (26.12.-28.12), und gleich im Anschluss daran die Allgemeine Diözesanversammlung (28.12.-29.12.), an der alle Geistlichen, Kirchenältesten und Kassenwarte sowie eine Reihe anderer aktiver Mitglieder der Diözese teilnehmen werden... Wahrlich, es gibt viel zu tun vor Neujahr und Weihnachten. Und danach ebenso.